Women for Women: Virginia Woolf
Vorreiterin der feministischen Literatur
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Wer sich mit feministischer Literatur beschäftigt, kommt um Virginia Woolf nicht herum. Die englische Schriftstellerin gilt als eine der einflussreichsten feministischen Autor:innen des vorherigen Jahrhunderts und als Vorreiterin der literarischen Moderne. Von 1915 bis zu ihrem Todesjahr 1941 veröffentlichte Woolf mehrere Romane und hinterließ der Nachwelt bis zu 500 Essays, zahlreiche Rezensionen und Tagebucheinträge. Auch heute noch sind ihre feministischen Schriften aktueller denn je.
Die außergewöhnliche Frau ist von der gewöhnlichen Frau abhängig.
Virginia Woolf
Starre Gesellschaft
Am 25. Januar 1882 erblickt Adeline Virginia Stephen in London das Licht der Welt. Sie wird in eine wohlhabende Intellektuellenfamilie geboren, ihr Vater Sir Leslie Stephen ist Schriftsteller und Historiker, ihre Mutter Julia Stephen ist Philanthropin. Als junges Mädchen besucht Virginia keine Schule, sondern sie erhält gemeinsam mit ihren Schwestern Privatunterricht von ihrem Vater. Die Brüder hingegen dürfen zur öffentlichen Schule gehen. Schon im jungen Alter empfindet Virginia die geschlechtsspezifisch getrennten Sphären ihrer Gesellschaft als einschränkend. Gleichzeitig ist sie beeindruckt von der schriftstellerischen Arbeit ihres Vaters, welche auch in ihr den Wunsch weckt, eines Tages diesen Beruf auszuüben.
Virginia WOolf: Rückschläge und Lebensweg
Mit gerade einmal dreizehn Jahren muss sich Virginia von ihrer Mutter verabschieden, die im Mai 1895 stirbt. Sie erleidet einen Zusammenbruch und stürzt in ihre erste psychische Krise. Sechs Jahre später versterben auch ihre jüngste Schwester und wenig später ihr Vater, beide Tode treffen die Schriftstellerin schwer und sie erleidet einen Nervenzusammenbruch. Trotz der schwierigen Lebensumstände, schafft sie es, ihre ersten Essays, Rezensionen und Texte zu verfassen, in denen sie auch bereits Kritik an der männlich dominierten Gesellschaft übt. Im Jahr 1899 beginnt Woolfs ältester Bruder zu studieren. Bei einem Abendessen lernt die Autorin seinen guten Freund und ihren späteren Ehemann Leonard Woolf kennen. Die beiden heiraten im Jahr 1912 und beginnen, gemeinsam Bücher zu verlegen.
Literarischer Erfolg
In den 1920er-Jahren wird Woolf durch ihre schriftstellerische Arbeit immer bekannter, ihre Romane werden nicht nur in England, sondern auch in Amerika herausgebracht. In viele ihrer Werke lässt sie ihre eigenen Gefühle, Begegnungen und Lebensphasen einfließen. Vor allem „A Room of One’s Own“ (Ein Zimmer für sich allein) gilt auch bis heute noch als einer der wichtigsten Texte der Frauenbewegung. In diesem prangert die Londonerin die Arbeitsumstände weiblicher Autorinnen an.
Tragischer Tod und Einfluss
Woolfs gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich immer mehr mit der Heranschreitung des Zweiten Weltkrieges. Immer wieder erleidet sie depressive Phasen, hört Stimmen und verweigert tagelang die Nahrungsaufnahme. Am 28. März 1941 springt sie in den Fluss Ouse in Sussex und beendet ihr Leben. Sie wird eingeäschert und von ihrem Ehemann unter einer großen Ulme im Garten begraben. Bis heute werden die Werke der Autorin vielfach diskutiert und zitiert, vor allem im Bereich der Geschlechterforschung. So bleiben Woolfs Einfluss und vorreiterisches Denken auch heute noch unvergessen.
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Tjara-Marie Boine ist Redakteurin für die Ressorts Business, Leben und Kultur. Ihr Herz schlägt für Katzen, Kaffee und Kuchen. Sie ist ein echter Bücherwurm und die erste Ansprechpartnerin, wenn es um Themen wie Feminismus oder Gleichberechtigung geht.