Frau mit Rosa Makeup, Symbolbild Rosazea

Rosazea: Im Namen der Rose

Alles, was es über die Hauterkrankung Rosazea zu wissen gilt.

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Rötungen, Pusteln, sichtbare Äderchen: Symptome, die auf Rosazea hindeuten können. Was hinter der Hauterkrankung steckt – und langfristig hilft. Ein Schluck Kaffee, und schon merke ich, wie mir langsam die Hitze in den Kopf steigt.

Ich weiß, dass meine Wangen in den nächsten zwei Minuten puder-rot anlaufen werden – obwohl Kaffee zu den Dingen zählt, die ich sonst eigentlich immer gut vertrage. Prosecco oder Wein hingegen sind garantierte Auslöser für einen sogenannten „Flush“, den auch viele Menschen mit Histaminintoleranz kennen. Aber auch kalter Wind, Stresssituationen oder scharfe Speisen können diese Reaktion bei mir hervorrufen. An manchen Tagen mehr, manchmal wieder weniger bis gar nicht. Die Frage, „warum bist du denn so rot?“, ist seit einigen Jahren ein vertrauter Alltagsbegleiter, ebenso wie die Foundation mit extrahoher Deckkraft.

Rosazea: Hauterkrankung; was hilft?
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Rosazea: Problemsuche

Lange Zeit war ich der Meinung, meine Haut sei einfach nur sehr empfindlich. Rötungen, vor allem in Verbindung mit einer unebenen Hauttextur, hat immerhin fast jede:r irgendwann – das zeigt schon ein Blick in den Drogeriemarkt: Allerlei Seren, Peelings und Cremes für ein ebenmäßiges Hautbild und gegen Rötungen füllen hier die Regale und versprechen schnelle Abhilfe. Und so peelte, cremte und massierte ich mich hoffnungsvoll durch das halbe Warensortiment – ohne Erfolg, teilweise verschlimmerte sich mein Hautbild sogar. Schließlich wagte ich doch den Gang zur Hautärztin. Und bekam endlich einen Namen für mein Problem: Rosazea.

Schwierige Diagnose

Bis heute ist nicht geklärt, wovon die entzündliche Hauterkrankung wirklich ausgelöst wird. Etwa 400.000 Menschen sind in Österreich davon betroffen, doch die Dunkelziffer ist vermutlich höher, weil viele nur schwach ausgeprägte Symptome haben oder sich der Erkrankung nicht bewusst sind. „Rosazea tritt typisch in der zweiten Lebenshälfte auf, Frauen sind häufiger davon betroffen. Die Ursachen sind weitgehend unbekannt und das Erscheinungsbild ähnelt der Akne, was die Diagnose oftmals erschwert“, erklärt die Innsbrucker Hautärztin Martina Zingg-Schir.

Physiologische Reize

Rosazea verläuft klassischerweise in drei Stadien. Die Symptome reichen dabei von leicht sichtbaren Äderchen und dauerhaft geröteten Wangen (Stadium 1) über entzündliche Pusteln und Knötchen (Stadium 2) bis hin zu Wucherungen an der Nase (Stadium 3), wobei letztere vorrangig bei Männern auftreten. Auch Brennen oder Jucken sind keine Seltenheit. „Betroffene reagieren auf physiologische Reize wie Temperaturschwankungen, Alkohol oder Anstrengung extrem empfindlich, aber auch psychische Faktoren wie Stress können Trigger sein. Wie landläufig oft angenommen, handelt es sich dabei um keine typische Erkrankung von Menschen mit Alkoholabhängigkeit. Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Verlauf aber durchaus negativ beeinflussen“, so Zingg-Schir weiter. Sie habe beobachtet, dass Rosazea häufig auch mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen einherginge.

Frau mit Rosa Makeup, Symbolbild Rosazea
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Richtige Therapie

Spätestens, wenn das Erscheinungsbild und die Beschwerden als Belastung empfunden werden, ist hautärztlicher Rat gefragt. Mit einer frühzeitigen Therapie lassen sich die Symptome relativ gut eindämmen,und auch einer möglichen Verschlimmerung kann vorgebeugt werden. Doch wie sehen die Behandlungsmöglichkeiten konkret aus? „Es wird vermutet, dass Rosazea mit einer Fehlbesiedelung von Haarbalgmilben im Gesichtsbereich zu tun hat. Gerade im ersten Stadium hat sich deshalb eine Lokaltherapie mit Metronidazol bewährt – einem antibiotischen Wirkstoff , der außerdem einen antientzündlichen Effekt hat. Bei Rötungen in Verbindung mit Pusteln gehört der antiparasitäre Wirkstoff Ivermectin zum Goldstandard. In seltenen Fällen mit sehr ausgeprägten Symptomen ist auch eine kurzfristige Therapie mit oral verabreichten Antibiotika möglich“, erklärt die Dermatologin.

Dranbleiben

Um einen langfristigen Behandlungserfolg zu erzielen, ist allerdings eiserne Disziplin gefragt. Rosazea gilt nämlich derzeit als nicht heilbar, und nach Absetzen der Wirkstoffe sind Rückfälle möglich. „Wenn die Wirkstoffe jedoch konsequent über einen Zeitraum von zwei, drei Jahren angewendet werden, kann es auch sein, dass sich die Erkrankung irgendwann ausschleicht“, ergänzt Zingg-Schir. Gegen sichtbar erweiterte Gefäße helfen Cremes übrigens nicht, auch wenn es oft versprochen wird. Hier bleibt Patient: innen nur eine Laserbehandlung.

Symbolbild Rosazea
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Die richtige Pflege

Worauf man selbst in puncto Pflege achten kann, hängt immer auch vom individuellen Hauttyp ab. Rosazea kann nämlich trockene Haut ebenso treffen wie Mischhaut oder ölige Haut. „Zu fette oder aggressive Cremes sollte man auf jeden Fall vermeiden. Sonnenschutz ist – nicht nur für Patient:innen mit Rosazea – ein absolutes Muss, hier empfehle ich ein leichtes Gel und fettfreie Formulierungen. Gleiches gilt für die tägliche Reinigung am Abend, weil sich tagsüber Make- up, Schmutz und Co auf der Haut ablagern“, betont Zingg-Schir.

Im Alltag sei es klug, alles zu vermeiden, was die Gefäße erweitert und damit die Rötungen verstärkt. Dazu zählen etwa Alkohol, Kaffee, Saunabesuche und Stress. Wer möchte, kann die Haut natürlich auch mit Make Up abdecken, zudem gibt es spezielle Primer oder Cremes mit Grüntönen, um die komplementären Rottöne gezielt auszugleichen.

Rosazea: Hauterkrankung
© Janna Hagan

Die 3 Stadien der Rosazea:

Stadium 1: Flushartige Gesichtsrötung, erweiterete Gefäße an Nase und Wangen

Stadium 2: Entzündliche Knötchen vor allem an Wangen und Nase, Übergang in Pusteln

Stadium 3: Vergrößerung und Verdickung der Talgdrüsen an der Nase („Rhinophym“, fast ausschließlich bei Männern)

Tipps für den Alltag

  • Starke Temperaturschwankungen vermeiden
  • Auf Alkohol, scharfe Speisen und Koffein verzichten
  • Sonnenschutz tragen
  • Haut täglich (abends) mild, aber gründlich reinigen
  • Sehr fettige Cremes vermeiden
  • Stresssituationen vermeiden

ÜBER DIE AUTORIN

Stellvertretende Chefredakteurin und Redakteurin für Style, Beauty und Gesundheit der TIROLERIN, Andrea Lichtfuss

Andrea Lichtfuss ist Stv. Chefredakteurin der TIROLERIN und für die Ressorts Beauty, Style und Gesundheit zuständig. Sie mag Parfums, Dackel und Fantasyromane. In ihrer Freizeit findet man sie vor der X-Box, beim Pub-Quiz oder im Drogeriemarkt.

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