
WOMEN for WOMEN
Unsere Reihe widmet sich den Pionierinnen, die sich im Großen oder Kleinen für die Rechte der Frauen stark gemacht haben.
© Shutterstock, Canva / Rang Kreasi
Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und Karlsonn vom Dach: Sie alle haben mit ihren Abenteuern Millionen von Kinderherzen höherschlagen lassen. Was kaum jemand weiß: Das Leben ihrer Schöpferin war mindestens genauso abenteuerlich.
Es steht ja wohl nicht in den zehn Geboten, dass alte Weiber nicht in Bäume klettern dürfen.
Astrid Lindgren

Bilderbuch
Astrid Lindgren kommt am 14. November 1907 mit dem Namen Astrid Anna Emilia Ericsson als zweites von vier Bauernkindern in Südschweden zur Welt. Ähnlich wie ihre Romanhelden verbringt sie eine idyllische Kindheit auf dem Land, hilft ihren Eltern am Hof und spielt draußen mit ihren Geschwistern. Bereits in der Schule sind es die sprachlichen Fächer, die ihr gefallen – und schon bald wird ihr Talent entdeckt.
Leidenschaft
Im jungen Alter von 17 Jahren beginnt Astrids berufliche Laufbahn bei der örtlichen Zeitung, wo sie recherchiert, korrigiert und Beiträge schreibt. Da sie sich ihre Zöpfe abschneidet und Herrenanzüge trägt, ist sie bald fixer Bestandteil der sonst eher konservativen Redaktion. Schnell wird klar: Sprache ist das, womit sie ihr Geld verdienen möchte. Doch vorerst kommt es anders.
Höhen und Tiefen
Mit 18 Jahren wird Astrid ungeplant schwanger – und zwar von ihrem Chefredakteur, einem verheirateten Mann. Weil Astrid aus einem streng religiösen Elternhaus stammt, ist ihre Schwangerschaft im Ort ein großer Skandal. So kommt es, dass ihr Sohn Lasse zu einer Pflegefamilie gebracht wird, sie selbst die Stadt verlassen muss und in Stockholm eine Stelle als Sekretärin annimmt. Dort ist es wieder ihr Chef, in den sich Astrid verliebt: Einige Jahre später heiratet sie den Geschäftsmann Sture Lindgren, mit dem sie 1934 Tochter Karin bekommt. Seit 1931 lebt auch Astrids Sohn Lasse wieder bei ihr, weil seine Pflegemutter sich nicht mehr um ihn kümmern konnte. Astrid Lindgren bleibt nun zuhause bei ihren Kindern, liebt es, mit ihnen zu springen, zu schaukeln und im Schlamm zu spielen. Geschrieben hat Astrid Lindgren schon immer: Neben den Geschichten, die sie ab und zu an Zeitungen schickte, waren es zu dieser Zeit vor allem ihre Kriegstagebücher, in die sie während des Zweiten Weltkriegs viel Zeit investierte.
Frech, wild und wunderbar

Erst als ihre Tochter Karin im Jahr 1940 krank im Bett liegt und eine Geschichte über Pippi Langstrumpf hören möchte, entdeckt Astrid ihre Leidenschaft für Kindergeschichten. Von da an geht alles ganz schnell: Die Schwedin veröffentlicht gleich mehrere Kinderbücher hintereinander, die bis heute über 170 Millionen mal in über 100 Sprachen verkauft wurden. Trotz ihres großen Erfolgs bleibt Astrid Lindgren stets bodenständig und setzt sich auch weiter für die Themen ein, die ihr wichtig sind. Tierschutz zum Beispiel oder die gesellschaftliche Ungerechtigkeit. Sie kämpft aus vollster Überzeugung dafür, dass der Status des Kinderbuchs ein höherer wird, und beantwortet bis ins hohe Alter tagtäglich Hunderte von Leserbriefen. Astrid Lindgren stirbt am 28. Jänner 2002 in Stockholm. Was bleibt, ist eine bunte Welt von Werken, die wohl noch Generationen von Kindern in ihren Bann ziehen wird.