Women for Women: Lise Meitner

Unsere Reihe „Women for Women“ widmet sich den Pionierinnen, die sich im Großen oder Kleinen für die Rechte der Frauen stark gemacht haben.

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Als eine der ersten Wissenschaftler: innen setzte sich die Österreicherin Lise Meitner zeitlebens für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft ein und trug so entscheidend zur Entdeckung der Kernspaltung bei. Ihr Erbe als Pionierin der Kernphysik und Verfechterin der Frauenrechte wird auch heute noch geehrt, weshalb wir sie in unsere Artikelreihe aufnehmen.

Das Leben muss nicht leicht sein, solange es nicht leer ist.

-Lise Meitner

Mutig

Lise Meitner wird am 17. November 1878 in Wien als drittes von acht Kindern einer hochgebildeten jüdischen Rechtsanwaltsfamilie geboren. Schon früh zeigt sich Lises Begabung für Mathematik und Naturwissenschaften, was ihren Vater bewegt, sie in diesem Gebiet von Privatlehrern unterrichten zu lassen. Im Jahr 1901 beginnt Lise an der Universität Wien Physik und im Nebenfach Mathematik zu studieren. Nach ihrem Abschluss 1905 promoviert sie als zweite Frau in der Geschichte der Universität Wien in ihrem Hauptfach Physik und setzt damit einen neuen Meilenstein.

Durchsetzungsstark

Lise arbeitet in der Folgezeit als Assistentin von Max Planck in Berlin und später mit Otto Hahn zusammen. Mit diesem arbeitet sie ab 1912 im neu gegründeten Kaiser- Wilhelm-Institut für Chemie und erforscht dabei die Radioaktivität. 1917 wird sie zur Privatdozentin ernannt und 1922 zur außerordentlichen Professorin befördert, allerdings bleibt ihr der Zugang zu einer ordentlichen Professur aufgrund ihres Geschlechts verwehrt.

Anfang 1933 wird Lise aufgrund ihrer jüdischen Abstammung die Lehrbefugnis entzogen. Durch die Annexion Österreichs 1938 wird sie deutsche Staatsbürgerin und muss fliehen: zunächst mit Hilfe von Freund:innen nach Holland, dann nach Dänemark, um sich schließlich in Schweden niederzulassen, wo sie ein neues Leben beginnt: Nur langsam – es fehlen Geld und Geräte – kann sie mit ihrer Arbeit in Stockholm fortfahren.

Noch im selben Jahr berichtet ihr Otto Hahn im Briefverkehr von einer Entdeckung, die er „zerplatzen“ nennt, kann sich aber den Vorgang nicht richtig erklären. Kurz darauf gelingt dies Lise und ihrem Neffen Otto Robert Frisch: Die Kernspaltung ist geboren – ein Erfolg, der bis heute als einer der wichtigsten Durchbrüche in der Geschichte der Kernphysik gilt. Allerdings wird Lise für ihre Arbeit nicht angemessen anerkannt: Otto Hahn erhält alleine den Nobelpreis für Chemie im Jahr 1944, obwohl auch Lise entscheidend zur Entdeckung der Kernspaltung beigetragen hat. Diese Ungerechtigkeit führt zu einer heftigen öffentlichen Debatte über die Diskriminierung von Frauen in der Wissenschaft.

Aktivistisch

1960 übersiedelt Lise nach Cambridge, wo sie bis zu ihrem Tod für eine friedliche Nutzung der Kernspaltung eintritt. Acht Jahre später, im Jahr 1968, stirbt Lise im Alter von 90 Jahren. Sie erhält zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen für ihre wissenschaftlichen Leistungen und ihr Engagement für Frauenrechte, darunter die Max-Planck-Medaille und die Lise- Meitner-Medaille. Den wohlverdienten Nobelpreis erlangt sie jedoch leider nie.

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Kultur-Redakteurin Tjara-Marie Boine bei der TIROLERIN
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Tjara-Marie Boine ist Redakteurin für die Ressorts Business, Leben und Kultur. Ihr Herz schlägt für Katzen, Kaffee und Kuchen. Sie ist ein echter Bücherwurm und die erste Ansprechpartnerin, wenn es um Themen wie Feminismus oder Gleichberechtigung geht.

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