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Sie machte als Sängerin, Tänzerin sowie Schauspielerin in Paris Karriere, kämpfte als Aktivistin gegen Rassismus, sprach gemeinsam mit Martin Luther King beim „Marsch auf Washington“ und spionierte als Agentin im Zweiten Weltkrieg Nazioffiziere aus: Josephine Baker machte sich in den 1920er- und 1930er-Jahren einen Namen und ist auch heute noch zurecht eine gefeierte Ikone. Die Geschichte einer Frau, die sich über Grenzen und Normen hinwegtanzte.
Kunst ist eine flexible Art von Liebe.
Josephine Baker
Aus der Reihe tanzen
Josephine Baker erblickt am 3. Juni 1906 als Freda Josephine McDonald in St. Louis, Missouri das Licht der Welt. Ihre Mutter Carrie McDonald ist eine in ärmlichen Verhältnissen lebende Wäscherin, ihr Vater verlässt die Familie kurz nach ihrer Geburt. Schon früh muss sich Josephine mit Leid und Armut herumschlagen, mit acht Jahren beginnt sie als Dienstmädchen zu arbeiten und mit elf muss sie in ihrer Heimatstadt ein Pogrom miterleben, bei dem hunderte Schwarze und People of Color getötet werden. Im Alter von 13 verheiratet ihre Mutter sie mit einem deutlich älteren Mann. Josephine hat jedoch kein Interesse daran, Ehefrau zu sein, verlässt ihn nach wenigen Wochen der Ehe und schließt sich einer Gruppe Straßenkünstler:innen an.
Josephine Baker: Bereit für die Bühne
Zwar ist Josephines Mutter alles andere als begeistert von der Idee ihrer Tochter, Tänzerin zu werden, jedoch setzt sich das junge Mädchen durch. Außerdem heiratet Josephine ein zweites Mal, diesmal den Schaffner Willie Baker. Als ihre Künstler:innengruppe am gerühmten Broadway engagiert wird, verlässt sie ihre Heimatstadt und ihren Mann. Seinen Nachnamen behält sie jedoch ihr Leben lang. Am Broadway kann Josephine ihr Talent zeigen und wird bald besser bezahlt als all ihre Kolleginnen. Im Jahr 1925 erhält sie das Angebot, in Paris aufzutreten, und macht sich mit 19 Jahren alleine auf den Weg nach Europa.
Josephines Widerstand
In Paris wird die Tänzerin schlagartig zu einer kleinen Berühmtheit. Mit ihrer einzigartigen Selbstinszenierung begeistert sie die Menge. Hier fühlt sie sich das erste Mal in ihrem Leben frei, denn in Paris gibt es keine Rassentrennung. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges weigert sich Josephine für die Nazis zu singen und wird daraufhin für die französische Résistance rekrutiert. Sie belauscht hochrangige Offiziere, versteckt Mitglieder des Untergrunds in ihrer Wohnung und organisiert ihnen Papiere. Für ihr Engagement wird sie später ausgezeichnet. Auch in der Nachkriegszeit setzt sie sich unermüdlich weiter gegen die Rassentrennung ein und tritt der Bürgerrechtsbewegung bei. Als einzige Frau hält sie beim „March on Washington“ neben Martin Luther King eine Rede.
Eigene Regenbogenfamilie
Da Josephine selbst keine Kinder bekommen kann, adoptiert sie zehn Jungen und zwei Mädchen aus aller Welt – ihre Regenbogenfamilie. Damit will sie beweisen, dass Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und verschiedener Religionen friedlich miteinander leben können. Auch noch mit knapp 70 Jahren tritt Josephine weiterhin als Entertainerin auf. 1975 feiert sie ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum in Paris. Ein paar Tage später wird sie tot in ihrem Bett aufgefunden, umgeben von den begeisterten Kritiken ihres letzten Auftritts. Eines ihrer Kinder sagte daraufhin, ihre Mutter sei wohl aufgrund von Glück verstorben.
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Tjara-Marie Boine ist Redakteurin für die Ressorts Business, Leben und Kultur. Ihr Herz schlägt für Katzen, Kaffee und Kuchen. Sie ist ein echter Bücherwurm und die erste Ansprechpartnerin, wenn es um Themen wie Feminismus oder Gleichberechtigung geht.