Zwischen Lavabecken und dem ewigen Frühling

Eine frische Meeresbrise, Hortensien, so weit das Auge reicht, und Wasserfälle, die von allen Seiten auf die kurvenreichen Straßen plätschern

5 Min.

© Unsplash/Tim Roosjen

Die Rede ist hier keinesfalls von einem Fantasieort unserer kühnsten Träume, sondern von einem unvergleichbar schönen Fleck Erde, der Naturliebhaber:innen sofort in seinen Bann zieht: Madeira.

Genauso erging es auch uns, als wir uns exakt einen Tag nach Weihnachten bereits zum zweiten Mal zu einem unvergesslichen Madeira-Abenteuer aufmachten und unsere Skibrillen sozusagen zwei Wochen lang gegen jeweils eine Taucher- und eine Sonnenbrille eintauschten. So vielfältig wie unser Gepäck, so breitgefächert sind auch die Aktivitäten, die Madeira dank einer Jahresdurchschnittstemperatur von 18 Grad zu bieten hat. Von Wandern, Surfen oder Tauchen bis hin zum Gokartfahren oder Paragleiten – hier ist für jede:n etwas Passendes dabei. Während unsere Wahl bei unserer ersten Reise nach Madeira auf ein Hotel im Herzen der Hauptstadt Funchal fiel, entschieden wir uns dieses Mal für ein Ferienhaus im südlich gelegenen Fischerdörfchen Paul do Mar, das mit seiner weitläufigen Küste nicht nur Surfer:innen anlockt, sondern von wo aus wir zu unserem Glück die wohl schönsten Sonnenuntergänge der gesamten Insel genießen durften. Die Landung in Funchal gestaltet sich übrigens aufgrund der geografischen Gegebenheiten und der Tatsache, dass Pilot:innen, genauso wie in Innsbruck, eine eigene Schulung dafür benötigen, extravagant und abenteuerlich zugleich. Wer diese Widrigkeit jedoch auf sich nimmt, dem erschließt sich eine Natur, die vielfältiger und schöner kaum sein könnte.

© Unsplash/Artem Zhukov

Mystisches Grün

So etwas wie eine ideale Reisezeit gibt es meiner Meinung nach auf Madeira nicht. Selbst bei Regenwetter lohnt es sich nämlich, auf Entdeckungstour zu gehen. Der „Feenwald“ in Fanal beispielsweise kommt erst dann richtig zur Geltung, wenn der Nebel zwischen den jahrhundertealten Lorbeerbäumen hängt. Da könnte man hier und da tatsächlich meinen, dass ein kleiner Kobold hinter den Bäumen hervorspringt.

Hoch hinaus

Dass wir Tiroler:innen stets hoch hinaus wollen und unsere Outdoor-Aktivitäten nicht immer unbedingt vom Wetter abhängig machen, ist längst kein Geheimnis mehr. Nicht verwunderlich also, dass es keine zwei Tage dauerte, bis wir den höchsten Berg der Insel, den Pico Ruivo mit einer Höhe von 1.862 Metern, „erklommen“ haben. Als Belohnung kommt man hier in den Genuss eines spektakulären 360-Grad-Panoramas und blickt über die Dächer Madeiras bis hin zu den Grenzen des Horizonts. An unserer absoluten Lieblingsbucht, dem Praia da Alagoa, fand der Tagesausflug mit dem für Madeira typischen Gericht „Bolo do Caco“, einem runden Fladenbrot mit Schinken, Käse und Rindfleisch, einem Cappuccino und einem kurzen Dip in den Atlantik, ein gelungenes Ende.

Tückisch

Wer nun aber denkt, dass sich Madeira für den nächsten gemütlichen Strandurlaub gut eignet, liegt falsch. Gefährliche Strömungen, viele große Steine und die ein oder andere Riesenwelle grenzen die Auswahl an geeigneten Badespots radikal ein. Trotzdem kommen Sonnenanbeter:innen in den sogenannten „Lava Pools“ – etwa im charmanten Dorf Porto Moniz im Nordwesten der Insel – voll auf ihre Kosten. Riesige Atlantikwellen füllen die über 6.000 Jahre alten Lavabecken ständig mit neuem klaren Meerwasser und sorgen für ein spektakuläres Badeerlebnis. Wer hier genauer hinschaut, entdeckt sogar bunte Krabben, die sich an den Mauern der Becken festhaken und die Wärme der Sonne genießen. Besonders gut gefallen hat uns auch der kleine aber feine Seixal Beach, der sich mit seinem schwarzen Sand idyllisch in die umliegende grüne Berglandschaft einschmiegt.

Flowerpower

Die für uns wohl schönste Tatsache auf Madeira ist, dass hier die milden Temperaturen das ganze Jahr über für bunte Blüten und eine prächtige Pflanzenvielfalt sorgen. Ein absolutes Must-see ist daher der botanische Garten vom „Monte Palace“, der von Funchal aus mit der Gondel in nur wenigen Minuten erreichbar ist. Um von dort aus wieder zum Hafen zu gelangen, sollte man unbedingt eine Fahrt mit den traditionellen Korbschlitten – auch „Carros de Cesto“ genannt – wagen. Die traditionell weiß bekleideten „Carreiros“ mit Strohhut schieben den Schlitten dabei schwungvoll an und in nur wenigen Minuten hat man das Tal wieder erreicht. Vom Zentrum aus können leidenschaftliche Fußballfans dem CR7 Museum, das den Trophäen des portugiesischen Fußballstars Christiano Ronaldo gewidmet ist, einen Besuch abstatten oder man spaziert durch die älteste Straße Funchals, der Rua de Santa Maria, und entdeckt die farbenfrohen Gemälde des Projekts „Kunst der offenen Türen“. Neben all den touristischen Highlights hält Madeira aber auch ganz einfache und unerwartete Überraschungen für all jene bereit, die sich abseits der bekannten Pfade bewegen. Ein Leihauto ist daher unabdingbar, wenn man möglichst viel sehen und entdecken möchte. So viel sei schon verraten: Der uns Tiroler:innen bekannte „Zirler Berg“ erscheint schnell wie ein Kinderspiel, wenn man die steilen und schmalen Bergstraßen durch die Dörfer Madeiras hinauffährt.

Untertauchen

Ob gemütlich, abenteuerlich oder unentschlossen – Madeira ist in jedem Fall einen Besuch wert und hat uns gewiss nicht zum letzten Mal gesehen. Für unser nächstes Madeira-Abenteuer haben wir schon ein Auge auf die wunderbare Unterwasserwelt rund um die Insel geworfen. Was diese neben Walen und Schiffswracks noch so alles zu bieten hat, wird uns die Zukunft offenbaren.

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