Drohnenfilmer_Sebastian_Schieren

Die Welt von oben

Die Schönheit unseres Planeten mal aus anderer Perspektive

11 Min.

© Sebastian Schieren

TEXT: Hanna Lechner

Sebastian Schieren zählt zurzeit zu den gefragtesten Drohnenfilmer:innen weltweit. Auf Social Media (Instagram: @sebastian_schieren) hat sich der Wahl-Innsbrucker mittlerweile eine riesengroße internationale Reichweite aufgebaut. Über zwei Millionen Menschen begeistert er beinahe täglich mit seinen spektakulären Drohnenaufnahmen auf Instagram.

Mal blickt man durch die Kameralinse einer Drohne, während sie sich durch einen Camper Van hinaus ins Freie zu wunderschönen Bergketten schlängelt. Mal bahnen sich seine Drohnen den Weg entlang wilder Wasserfälle oder feuerspeiender Vulkane.

Wir hatten die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu blicken und Sebastian persönlich zu seinem Leben, seiner Karriere und seinen Drohnenarbeiten zu befragen.

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© Sebastian Schieren

Wie alles begann

Aufgewachsen ist Sebastian in Deutschland, in der Nähe von Köln. Als Kind war er schon
relativ früh in einem Modellflugverein. Damals gab es auch noch keine Drohnen, nur Modellhubschrauber und -helikopter.

„Ich hatte nie gedacht, dass das irgendwann mal cool wird, Drohnen zu fliegen“, meint Sebastian.
„Als ich gesehen habe, dass es sowas wie Drohnen gibt, habe ich mir die irgendwann selbst
zusammengeschraubt. Damals konnte man sie nämlich noch nicht kaufen.“

Doch die Intention, Drohnen auch zum Filmen zu verwenden, hatte er zunächst nicht, genau so wenig wie eine Kamera. Zum Filmen verwendete er damals nur einen alten Camcorder.

„Dann habe ich einfach damit angefangen, Drohne und Kamera miteinander zu kombinieren. Und das anfangs nur zum Spaß, als Hobby. Also zuerst habe ich gerne gefilmt und bin ein paar Jahre lang Drohne geflogen und erst dann gab es genug technologische Fortschritte, sodass man kleine Kameras wie GoPros auf die Drohnen schnallen konnte.“

Drohnenfilmer_Sebastian_Schieren
© Sebastian Schieren

Filmfieber

Nach der Schule ging es für ihn dann fürs Studium nach Innsbruck, wo er Wirtschaft und
Sporttourismus in Landeck studierte. Dabei war das Filmen während seiner Ausbildungszeit stets präsent. Image- und Werbefilme oder Filme für Festivals und andere Events zählten für ihn zum Alltag und waren eine gute Möglichkeit, sich neben der Ausbildung ein bisschen was dazuzuverdienen, bis er sich schließlich dazu entschied, sich beruflich voll und ganz dem Filmen zu widmen.

Mit der Zeit kam auch immer mehr Social Media dazu, wo Sebastian zunächst Videos nur zum Spaß hochlud. Diese Videos entstanden meist auf Van Trips durch die schönsten Landschaften unseres Planeten. Und genau das ist „mittlerweile irgendwie fast zu hundert Prozent mein Job geworden“, so Sebastian.

Seit über acht Jahren lebt er bereits rein davon. Für Aufträge filmt Sebastian kaum noch. Das meiste filmt er für sich selbst und lädt es dann auf Social Media ohne irgendeine Partnerschaft und für keine Firma hoch. Im Netz landet nur der kleinste Teil seiner Videos.

Ich habe einfach Spaß, mit der Drohne zu fliegen und zu filmen und wenn sich das Leute anschauen, umso cooler.

Sebastian Schieren

Luftakrobatik

Grundsätzlich fliegt Sebastian FPV-Drohnen. Das sind Drohnen, die man komplett manuell steuert, während man durch eine Brille schaut und sieht, was die Drohne sieht. Im Vergleich zu klassischen Drohnen, die sich in gewisser Weise selbst in der Luft halten können, ist das zwar schwieriger, aber ermöglicht präzisere Flugmanöver.

Fürs Filmen verwendet Sebastian noch zusätzlich eine separate Kamera mit besserer Auflösung. „Es fühlt sich voll so an, als wäre man mitten im Geschehen. Wenn man eine Klippe hinunterfliegt, dann ist das schon ziemlich krass. Und wenn eine Drohne gegen etwas stößt oder kaputtgeht, dann muss man sich zunächst nochmal vergewissern, dass einem gerade selbst nichts passiert ist. Das Tolle an dem Ganzen ist, dass man auf diese Art viel Action miterlebt, ohne sein eigenes Leben zu riskieren.“

Durch das Drohnenfilmen hat Sebastian einen ganz anderen Blick auf die Natur, denn er sieht die Welt stets mit dem Gedanken, wie es wohl aus Drohnenperspektive aussehen würde. „Ich sehe die Welt wie durch eine Kamera – auch dann, wenn ich einfach nur um mich herumschaue. Ich vermisse es manchmal, mal nur dazusitzen und ohne den Hintergedanken, filmen zu wollen, die Welt zu betrachten.“

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© Sebastian Schieren

Nah am Limit

Um einen coolen Clip hinzubekommen, heißt es, möglichst sensationelle Aufnahmen zu machen. Das gelingt, indem man beispielsweise sehr nahe an Objekten vorbeifliegt oder durch Wasserfälle hindurch. Dadurch riskiert man aber auch immer, dass man eine Drohne kaputt macht oder sogar verliert.

„Kaputtmachen ist kein Problem, weil ich sie nicht nur selber bauen, sondern dann auch wieder reparieren kann. Das braucht zwar Zeit, ist aber aus Nachhaltigkeitsperspektive ziemlich toll.“ Dass Drohnen kaputt gehen, ist auch gar nicht mal so selten.

Verliert man hingegen eins der Geräte, so ist das eher problematisch, denn dann liegt eine Drohne mit Lithium-Polymer-Akku in der Natur, welcher sich im schlechtesten Fall auflöst und dadurch Giftstoffe freisetzt. Sebastian versucht das aber stets zu vermeiden, indem er beispielsweise darauf achtet, dass er immer dort filmt, wo er auch hingelangen kann, um die Drohne wiederzuholen, falls diese abstürzt.

„Ich stelle mir immer die Frage, ob ich die Drohne wiederkriege, wenn etwas schiefgeht.“ Glücklicherweise hat er bisher kaum Drohnen wirklich verloren. Verliert man mal eine, so startet eine Suchaktion, die manchmal auch ziemlich lange dauern kann.

Normalerweise reist Sebastian mit 10 bis 15 Drohnen. Diese unterscheiden sich in ihrer Art und ihrem Können. Von jeder Drohnenart nimmt er gerne mal drei bis fünf mit – als Ersatz für den Fall, dass eine davon kaputt oder verloren geht.

„Einmal habe ich tatsächlich eine Drohne in Tirol verloren, als ich einen Paraglider gefilmt habe. Da habe ich mich schon sehr schlecht gefühlt. Lustigerweise habe ich die von jemandem, der die darauf abgespeicherte Videoaufnahme angesehen und mich auf Instagram gefunden hatte, anderthalb Jahre später wiederbekommen. Die Drohne hat sogar noch funktioniert, obwohl sie bei Winter und Sommer in den Bergen lag.“

Safety first

Über unbeteiligte Personen fliegt Sebastian nie. Er versucht stets das Risiko zu minimieren und spricht sich immer mit den Beteiligten ab. Wie hoch das Verletzungsrisiko ist, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Beispielsweise kann es eine Rolle spielen, wieviel Kleidung eine Person trägt.

Bei Shots, wo Sebastian durch einen Van und an Menschen vorbeifliegt, benutzt er eine sehr kleine Drohne mit Propellerschutz. Abgesehen von leichten blauen Flecken kam es bisher zum Glück noch nie zu Verletzungen. Ein gutes Einschätzen der eigenen Fähigkeiten, des Risikograds und stetige Absprachen sind dabei das A und O.

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© Sebastian Schieren

Solo-Künstler

Von Aufnahme über Bearbeitung bis hin zum Hochladen macht Sebastian alles zu hundert Prozent alleine. Das nimmt ganz schön viel Zeit in Anspruch, vor allem wenn man beachtet, dass der Wahl-Innsbrucker täglich einen Beitrag auf allen Social-Media-Plattformen veröffentlicht.

Im Moment probiert er zwar, sich ein Team um sich herum aufzubauen, doch das ist gar nicht mal so einfach. Denn als Filmer:in hat man ja bereits schon eine Idee davon, wie man den Flug dann inszenieren will und mit welcher Musik und welchen Farben sich das Video kombinieren lässt. „Es ist total schwer, solche Arbeiten abzugeben. Ich mag es, diesen ganzen kreativen Prozess in der Hand zu haben und von der Idee bis zum Upload beeinflussen zu können, wie es wird.“

Das Filmen macht Sebastian aber definitiv mehr Spaß als das Bearbeiten. Dieses erfordert viel Büroarbeit und ist verglichen mit dem Filmen im Freien um einiges zeitaufwendiger. Durch die Überschneidung seines Privat- und Berufslebens ist es schwierig zu sagen, wie viele Arbeitsstunden pro Woche anfallen. Dass es viele sind, ist aber keine Frage.

Ideen für weitere Projekte hat Sebastian ohne Ende

Aufgrund der uneinheitlichen Regelungen bezüglich Filmberechtigungen ist es oft sehr unübersichtlich zu enträtseln, wo es Drohnenfilmer:innen erlaubt ist, Videos aufzunehmen und wo nicht. Für Hobby-Drohnenfilmer:innen ist es meist noch schwieriger, an konkrete Informationen zu kommen.

Da Sebastian ohnehin so viel Zeit dafür investiert, herauszufinden, wo es nun erlaubt ist mit Drohnen zu filmen und wo nicht, plant er im Moment, eine Karte zu erstellen, in der er kennzeichnet, an welchen von ihm bereits bereisten Orten welche Vorschriften gelten.

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© Sebastian Schieren

Grüne Horizonte

Im Einklang mit Nachhaltigkeitsgedanken plant Sebastian unter anderem, häufiger in Innsbruck und der Umgebung zu sein. Denn Nachhaltigkeit und Umweltschutz liegen ihm stark am Herzen. Darauf möchte er in Zukunft auch etwas mehr auf Social Media eingehen.

Ich versuche, meinen Kanal authentischer zu machen und noch besser zu nutzen.

Sebastian Schieren

Dass Sebastian mit seinem Beruf häufig in die Kategorie der Travel-Influencer fällt, lässt sich mit seinen Werten nicht wirklich vereinbaren. Denn aus eigener Überzeugung möchte er auch gar nicht so viel reisen. Einladungen zu Events auf anderen Kontinenten lehnt er beispielsweise häufig ab, da er nicht dahinterstehen kann, „für eine Woche mal eben einen Flug ans andere Ende der Welt zu machen“. Durch seine Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsgedanken fing er an, seinen Lebensstil zu ändern. Dennoch stellt sich ihm oft die Frage, für abwechslungsreicheren Content woandershin zu reisen.

Es gibt hunderte Sachen, die ich immer noch besser machen könnte. Aber ich habe einfach immer versucht, es zumindest so gut wie möglich zu machen.

Sebastian Schieren

Den Nachhaltigkeitsaspekt hat Sebastian aber immer im Hinterkopf, was ihn auch dazu bewegt hat, sehr viel Van-basierten Content zu produzieren, nicht überall in der Welt rumzureisen und eher längere und langsamere Reisen anzutreten. „Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich immer besser darin werde und dass ich einen ganz guten Weg gefunden habe, diesen Job so zu erfüllen, sodass ich ihn auch mit meinen ethischen Überzeugungen zusammenbringen kann.“

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© Sebastian Schieren

Klick und Konflikt

Ein weiterer Aspekt, über den er sich durch seinen Beruf oft den Kopf zerbricht, ist, dass seine Videos auf Social Media andere dazu verleiten, Zeit am Handy zu verbringen. So sehr es ihn auch freut, dass er andere Menschen durch seine Videos inspirieren, Positives bewirken, auf bestimmte Themen aufmerksam und die Natur von ihrer besten Seite zeigen kann, so sehr bedauert er auch, mit seinem Content Leute dazu zu bringen, am Handy zu hängen. „Das ist ein anderer Aspekt, über den ich nachdenke, irgendwie neue Wege zu finden oder zumindest mir dessen bewusst zu sein, dass es nicht nur positive Auswirkungen hat, was ich mache.“

Eines steht jedenfalls fest

Durch Sebastians wahnsinnig beeindruckende Drohnenvideos wird einmal mehr bewusst, was unsere Natur alles zu bieten hat. Sebastians Videos zeigen, wie schön unsere Natur sein kann und wie wichtig es ist, unseren Planeten wert zu schätzen.

„Ich will Natur und Actionsport filmen und das irgendwie ein bisschen mit Reisen und Van Life kombinieren. Weil da habe ich das Gefühl, voll dahinter stehen zu können. Denn die Welt kann mehr davon gebrauchen, dass man die Natur so betrachtet und schön finden kann“, so Sebastian.

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Über die Autorin

Hanna Lechner Porträtfoto
© Francesco Salvatori

Hanna Lechner ist Praktikantin bei der TIROLERIN. Sie liebt es, sich kreativ auszuleben, sei es beim Schreiben, Musizieren oder Zeichnen. Ihre Abenteuerlust lockt sie oft für spontane, teils auch mehrmonatige Reisen ins Ausland – und zwar am liebsten nach Bella Italia. Zu ihren Stärken zählen definitiv ihr Optimismus und ihre Begeisterung für Neues.

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