
Andrea Lichtfuss, Chefredakteurin TIROLERIN © Cheryl Kapferer
Wissen Sie, was mich am Reisen besonders fasziniert? Wie es unser Zeitgefühl verändert. Sobald wir an einen fremden Ort kommen, scheint sich die Welt plötzlich langsamer zu drehen. Wir bewegen uns bewusster, drosseln unser Tempo, bleiben öfter stehen. Jede Urlaubsminute will ausgekostet werden – dafür hat man schließlich gespart, geplant, sich extra freigenommen.
Autopilot
Im Alltag dagegen fliegen die Stunden und Tage nur so an uns vorüber. Bei durchschnittlich fünf Wochen Urlaub ist es also kein Wunder, dass wir uns jedes Jahr noch früher fragen: „Was, schon wieder Weihnachten?“ Routinen und gewohnte Umgebungen sind zwar fein, versetzen unser Gehirn aber gerne in den Autopilot-Modus. Ich versuche deshalb gerade, auch im Alltag ein bisschen Reiseverhalten zu üben. Zum Beispiel, indem ich in der Straßenbahn mein Handy in der Tasche lasse und stattdessen einfach schaue, was rundherum so passiert. Sie glauben gar nicht, was es da alles zu sehen gibt! Neulich habe ich zum Beispiel ein Kind beobachtet, das versucht hat, einen Hund mit seinem Lutscher zu füttern. Ein anderes Mal habe ich an einer älteren Dame zauberhafte Sechzigerjahre-Pumps mit dazu passender Handtasche aus Krokodilleder erspäht. Probieren Sie’s am besten selbst einmal. Wir wünschen Ihnen einen langen, ereignisreichen Sommer!
Sobald wir an einen fremden Ort kommen, scheint sich die Welt langsamer zu drehen.
Andrea Pfeifer-Lichtfuss, Chefredakteurin