Was tun bei Schulangst?

So können Eltern ihre Kinder unterstützen

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Der Schulbeginn oder der Wechsel in eine höhere Schulstufe bedeutet für viele Kinder eine große Veränderung und kann Ängste und Unsicherheiten hervorrufen. Psychologische Beraterin für Kinder, Jugendliche und Eltern Dr. Magdalena Kaliauer klärt auf, wie Eltern ihre Kinder bei Schulangst unterstützen können.

In vielen Familien geht es gleich frühmorgens los: „Mama, mir ist schlecht, ich kann heute nicht in die Schule gehen.“ Manche Kinder brechen vor dem Schultor in Tränen aus, wieder andere können am Abend vor dem nächsten Schultag nicht einschlafen. Wenn gut zureden nicht hilft, liegen bei den Eltern meist die Nerven blank. Gründe für angstauslösende Situationen in der Schule können ganz unterschiedlich sein. Bei Schulanfängern führt oft die Trennung von den Eltern zu Angst und Unbehagen. Ältere Kinder und Jugendliche haben häufig eine große Erwartungsangst und fürchten sich am Vorabend vor dem nächsten Schultag.

Schulangst kann aber auch dann auftreten, wenn reale Bedrohungen wie Mobbing oder Angst vor Bestrafung durch Eltern oder Lehrpersonen vorhanden sind. „Wichtig ist, mit dem Kind über seine Ängste zu reden und diese nicht herunterzuspielen, sondern ernst zu nehmen“, weiß die psychologische Beraterin und Zweifachmama Dr. Magdalena Kaliauer aus Wilhering, die auch Vorträge nach den Werten von Jesper Juul, einem der bedeutendsten Familientherapeuten Europas, hält.

Vorbereitungen für den Schulanfang

Frau Dr. Kaliauer, für viele Taferlklassler beginnt im September die Schule. Wie können Eltern die Kinder gut darauf vorbereiten?
Die Einschulung stellt eine große Veränderung im Leben eines Kindes dar. Neues System, neuer Ort, neue Bezugspersonen und meistens auch neue Mitschüler – all das kann anfangs für Verunsicherung sorgen. Manche Kinder können sich gut und schnell anpassen, andere brauchen mehr Zeit.

Eltern sollten sich diese große Veränderung sowohl für ihr Kind als auch für sich selbst bewusst machen und dem Kind ausreichend Zeit zur Anpassung geben. Geduld und Verständnis sind in dieser Phase besonders wichtig. Um Ängste und Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen, sollte man dem Kind schon vor dem Eintritt in die Schule eine gewisse Vertrautheit und Routine bieten.

Wie sollte man bei Schulangst vorgehen?
Zum einen sollten sich die Eltern mit Freunden und Bekannten austauschen, deren Kinder bereits in Schule gehen. So erfahren sie aus erster Hand, wie der Schulalltag abläuft und worauf man sich einstellen kann. Darüber hinaus sollten Eltern jeden Kontakt mit der Schule und dem Lehrpersonal nutzen, um möglichst viele Informationen in Erfahrung zu bringen. Zum anderen sollte man das Kind mit der neuen Umgebung und den Schulsachen vertraut machen. Am besten gemeinsam den künftigen Schulweg mehrmals üben und in den Ferien immer wieder mal die Schultasche oder das Federpennal hervorholen und dem Kind Stifte und andere Utensilien ausprobieren lassen. Das sind Kleinigkeiten, die Vertrauen aufbauen.

Auch die Haltung der Eltern spielt eine wichtige Rolle. Sie sind die Vorbilder für ihre Kinder. Wenn sie Vorbehalte gegenüber der Schule oder etwa der Lehrerin haben, dann wirkt sich das bewusst und unbewusst auf das Kind aus. Wenn Eltern vermitteln, dass Lernen und Schule etwas Positives sind, dann erleichtert das in jedem Fall den Einstieg.

Große Herausforderung für Kinder

Was soll man tun, wenn ein Erstklässler drei Wochen nach Schulbeginn immer noch nicht in die Schule gehen will, weint und Angst hat? Sind solche Trennungsängste normal?
Bis zu einem gewissen Grad sind solche Trennungsängste normal, aus psychologischer Sicht spricht man dabei von Entwicklungskrisen. Wenn ein Kind in die Schule kommt oder einen Schulwechsel macht, dann sind das Lebensereignisse, durch die man aufgrund der Umstände quasi in eine Krise kommen kann. Für manche Kinder ist das eine große Herausforderung.

Hier sollten Eltern die Probleme der Kinder ernst nehmen und in einer entspannten Situation oder beim Spielen nachfragen, was helfen könnte, damit es sich in der Schule wohlfühlt. Dies sollten die Eltern mit der Lehrkraft besprechen und umsetzen. Eltern vermeiden oftmals das Gespräch mit der Lehrkraft, weil sie unsicher sind. Sie wollen nicht, dass sich die Situation für ihr Kind verschlechtert, und haben oft Angst vor negativem Verhalten der Lehrerin gegenüber dem Kind nach dem Gespräch. Um das zu verhindern, ist es hilfreich, sich eine Beratung zu holen.

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Selbstvertrauen und Selbstgefühl gegen Schulangst

Kinder reagieren bei Angst und Stress häufig mit körperlichen Symptomen. Wie sollen Eltern handeln, wenn das Kind zum Beispiel immer vor einer bestimmten Situation, wie einem Schulausflug, über Bauchweh klagt?
Es gilt, herauszufinden, was das Kind braucht, damit es beim Schulausflug dabei sein kann, und dies sollte mit der Lehrerin besprochen werden. Zum Beispiel, dass es beim Ausflug gerne in der Nähe der Lehrerin sein möchte, weil es sich dort sicherer fühlt. Wichtig ist, dass das Kind trotzdem beim Ausflug dabei ist und nicht aus Angst bzw. wegen des Bauchwehs zu Hause bleibt. Sonst lernt das Kind nämlich, dass es herausfordernde Situationen vermeiden kann, und wie es das am besten macht.

Es lernt aber nicht, mit der Angst und der Herausforderung umzugehen. Wenn es aber mitfährt und nach dem Schulausflug sagen kann: „Hey, ich habe mich getraut, ich habe es geschafft“, sind das sehr wichtige Lernerfahrungen für das Kind. Genau das sollten Eltern fördern. So stärken sie das Selbstvertrauen und Selbstgefühl des Kindes.

Also Ängste ernst nehmen, ihnen aber nicht zu viel Raum lassen?
Ja, genau! Grundsätzlich hilft es immer, wenn man einem Kind die Angst nicht abspricht und ihm auch klarmacht, dass es ganz normal ist, sich vor manchen Dingen zu fürchten. Andererseits sollte man der Angst auch nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken, denn das macht sie noch größer. Je früher ein konstruktiver Umgang mit der Angst gefunden wird, umso besser ist es. Wir Menschen haben im Leben immer wieder Ängste, und da ist es hilfreich, wenn man schon als Kind gelernt hat, wie man gut mit der Angst umgehen kann. Dies hilft auch, dass Kinder über die Zeit nicht noch mehr Ängste aufbauen.

professionelle Hilfe bei Schulangst

Wann sollte man sich professionelle Hilfe holen?
Lieber früher als später. Eltern warten oft viel zu lange ab, bevor sie Unterstützung suchen. Wenn nach wenigen Wochen die Symptome nicht besser werden oder nach kurzer Zeit wiederkommen, rate ich Eltern, sich professionelle Hilfe zu holen. Entweder wenden sie sich direkt an den Schulpsychologen oder suchen privat eine psychologische Beratung auf. Oft reicht für Kinder ein anderes Setting aus, um ihre Angst artikulieren zu können und herauszufinden, was sie brauchen. Auch für die Eltern ist es beruhigend, wenn sie sich mit jemand austauschen können und konkrete Hilfestellungen bekommen.

Gibt es spezielle Übungen, die bei Schulangst und Panik helfen?
Die deutsche Neurologin Dr. Claudia Croos-Müller hat sich damit beschäftigt, wie Körperübungen auf den Körper und auf die Psyche wirken. Solche Übungen, wie zum Beispiel Beine und Arme ausschütteln oder den Kopf hochheben, gebe ich den Kindern gerne mit. Ich arbeite auch mit hochwertigen ätherischen Ölen, da man mit dem Geruchssinn sehr gut ins Hier und Jetzt kommen und aus der Angst aussteigen kann. Eltern können dem Kind ein Stofftaschentuch mit Öl in die Schultasche geben, sodass sie es riechen, wenn sie die Schultasche aufmachen. Hilfreich ist auch, dem Kind ein Symbol für seine Stärke mitzugeben. Zum Beispiel einen Anhänger an der Federschachtel, der das Kind erinnert, dass es die Situation schafft.

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