Bloß keine Scham: 7 Fakten über Vulva und Klitoris
Kennst du den Unterschied zwischen Vulva und Vagina?
© Unsplash/Dainis Graveris
Heterosexuelle Frauen haben beim Sex seltener einen Orgasmus als ihre Männer. Das nennt sich Orgasm Gap. Und ist genauso ungerecht wie die schmerzhaften, häufigen Frauenkrankheiten PCOS und Endometriose. Dabei gibt es zumindest anatomisch gesehen gar keinen Grund, dass Männer öfter kommen als Frauen. Gründe für die orgasmische Ungerechtigkeit gibt es vielmehr einige: Fehlende Kommunikation über guten Sex und weibliche Lust in der Partnerschaft, die veraltete, aber leider tiefsitzende Ansicht, dass der männliche Höhepunkt als Erzeuger der wichtigere sei. Hinzu kommt: Viele Männer und Frauen wissen ziemlich wenig über das weibliche Genital mit Vulva, Klitoris & Co. Letzteres ändern wir jetzt.
Vulva und Vagina – wo liegt der Unterschied?
Der wichtigste Unterschied zwischen Vulva und Vagina ist: Die Vulva liegt außen und sollte regelmäßig gereinigt werden, die Vagina innen. Die Vulva außen umfasst den Venushügel, die Vulvalippen, den Damm (die Haut zwischen Scheideneingang und Poloch), die Klitorisvorhaut und die Klitoriseichel (ja, auch die Klitoris besitzt eine Vorhaut, eine Eichel und sogar einen Schwellkörper).
Vagina ist nichts anderes als das lateinische Wort für (Schwert-)Scheide. Weshalb sich viele Frauen an dem Wort Scheide stören, da es impliziert: Sie sei nur dafür gemacht, um das männliche Genital wie ein Schwert in die Scheide einzuführen. Die Vagina bezeichnet den zehn bis zwölf Zentimeter langen Muskelschlauch in Körperinneren.
7 Fakten über Vulva und Klitoris, die jeder kennen sollte
Die Menschen in Indien und Nepal haben für das weibliche Geschlechtsorgan übrigens einen ganz eigenen Begriff: „Yoni“ bedeutet übersetzt „Ursprung“ oder „Quelle“ und beschreibt Vagina, Vulva und Uterus als Einheit.
1. Das Jungfernhäutchen ist gar kein Häutchen
Eine elastische, schlauchartige Schleimhautfalte, eine Art Vaginalkranz, ähnlich wie ein Rollkragenpulli – das ist das Jungfernhäutchen. Es verschließt den Eingang zur Vagina nicht, sondern fasst ihn vielmehr ein. Es ist dehnbar und kann an seinen Rändern leicht einreißen (beim Sex genauso wie beim Sport) und bluten – muss es aber nicht. Anatomisch gesehen ist das Hymen, wie Expert:innen das Jungfernhäutchen nennen, übrigens ein Überbleibsel auf dem Embryonal-Stadium, ähnlich wie die männliche Brustwarze.
2. Die Klitoris ist empfindlicher als die männliche Eichel
Die Klitoris endet nicht am Scheideneingang: 90 Prozent der Klitoris liegen im Körper. Sehen tun wir nur den äußeren Teil, die sogenannte Klitoriseichel. Vorstellen musst du dir deine Klitoris wie in diesem Bild. Mit 8.000 Nervenenden besitzt sie etwa doppelt so viel „Gespür“ wie der männliche Penis.
3. Wir alle haben anfangs eine Klitoris
Apropos Klitoris: Im Mutterleib haben wir alle eine. Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche sieht der Genitalbereich bei männlichen und weiblichen Nachkommen gleich aus. Erst durch den Einsatz von Testosteron bildet der Körper schließlich einen Penis statt einer Klitoris aus. Die männlichen und die weiblichen Genitalien entwickeln sich also beide aus demselben Schwellkörpergewebe – dieses Bild macht das deutlich.
4. Den vaginalen Orgasmus gibt es nicht
Bei der vaginalen Penetration wird immer auch die Klitoris stimuliert (sie liegt ja zu 90 Prozent innen). Darum gibt es so etwas wie einen vaginalen Orgasmus nicht. Denn ein vaginaler Orgasmus ist letztlich immer auch ein klitoraler. Durch reine Penetration kommen übrigens nur etwa 18 Prozent der Frauen weltweit zum Höhepunkt.
5. Frauen spritzen auch ab
Dass Männer beim Orgasmus ejakulieren, wissen wir. Aber auch Frauen ejakulieren, „squirten“ (vom englischen: to squirt = verspritzen) nennt sich das. Prinzipiell kann das jede Frau. Was genau das Squirten auslöst, also was nötig ist, dass frau abspritzt, ist aber noch nicht ganz klar. Es weiß auch noch niemand, welche Flüssigkeit abgespritzt wird. Urin ist es aber sicher nicht.
6. Die Vagina ist dehnbar und leiert nicht aus
Bei der Geburt dehnt sich die Vagina natürlich, damit das Baby durch den Geburtskanal passt. Sie zieht sich danach aber wieder zusammen, denn sie ist ein Muskelschlauch. Und wie jeder Muskel kann auch der Vaginamuskel trainiert werden. So zieht sie sich nach einer Geburt wieder zusammen.
7. Der G-Punkt ist nicht da, wo du ihn vermutest
Klitoris und Vagina sind miteinander verwachsen, die Klitoris ist quasi in die Vagina eingebettet. Zusammen produzieren sie vaginale Gleitflüssigkeit. Und wie wir schon gelernt haben: Jeder Orgasmus ist klitoral. Das bedeutet, dass auch der G-Punkt auf der Klitoris liegt – nämlich auf ihrer Unterseite.
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