
Brenda Stys gibt ihre Erfahrungen und ihr Wissen in der Online-Workshopreihe "Fahrangst war gestern" weiter. © Robert Maybach
Nach einem Unfall war das Leben von Brenda Stys von Fahrangst geprägt. Durch mentales Training und die Entspannung des Nervensystems hat die Linzer Physiotherapeutin und Osteopathin diese Angst erfolgreich überwunden. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen gibt sie in der Online-Workshopreihe „Fahrangst war gestern“ weiter und ebnet damit Frauen den Weg zur mobilen Freiheit.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 gehört die Angst vor dem Autofahren, Amaxophobie genannt, zu den häufigsten Phobien. Besonders Frauen sind häufig davon betroffen. Doch was tun, wenn sich diese Angst wie ein unsichtbarer Begleiter in den Alltag schleicht und die Mobilität einschränkt? Viele Betroffene versuchen, die Herausforderung zu ignorieren, doch die Angst wächst – und mit ihr die Unsicherheit.
Die Linzer Physiotherapeutin und Osteopathin Brenda Stys kennt das Gefühl, hilflos hinter dem Steuer zu sitzen und sich von der Angst überwältigen zu lassen aus eigener Erfahrung. „Mit 17 Jahren war ich als Beifahrerin in einen schweren Auffahrunfall auf der Autobahn verwickelt. Ich dachte, es wäre das Ende. Obwohl ich später den Führerschein machte, blieb das Gefühl der Unsicherheit. Ich fuhr nie wirklich, obwohl ich es konnte“, erzählt sie.
Diese belastende Angst begleitete sie über Jahre hinweg und sie wählte oft die vermeintlich sichereren Optionen – den Zug oder Fahrgemeinschaften. Doch als sie Mutter wurde, wuchs der Wunsch nach Unabhängigkeit und sie wollte sich der Angst stellen. Es war kein leichter Weg, aber Brenda fand den Mut, den Schlüssel zu ihrer Freiheit zurückzuerobern. Ihr Erfahrung und ihr tiefes Verständnis für die körperlichen und psychischen Auswirkungen der Fahrangst führten sie dazu, mit dem körperorientieren Ansatz eine Methode zu entwickeln, die anderen hilft, ihre Ängste zu überwinden.
Online-Workshop
Der nächste achtwöchige Online-Workshop
„Fahrangst war gestern“ von Brenda Stys
startet am 26. Februar 2025.
Infos und Anmeldung: fahrangst-war-gestern.at

Brenda Stys im Interview
Frau Stys, Sie haben selbst lange Zeit an Fahrangst gelitten. Was half Ihnen, die Angst zu überwinden?
Letzendlich hat mir der körperorientierte Zugang geholfen, wieder Auto zu fahren und sogar Spaß daran zu haben. Denn nur wenn wir in gutem Kontakt mit unserem Körper sind, können wir den Stress- und Angstreaktionen gezielt entgegenwirken. Über den körperorientierten Ansatz wird der „Mutmuskel“ gestärkt und das Nervensystem herunterreguliert.
Daraus ist Ihr Online-Workshop „Fahrangst war gestern“ entstanden. Was hat Sie dazu motiviert?
In der Zeit, in der ich das Autofahren noch vermieden habe, hätte ich mir gewünscht, mich mit jemandem austauschen zu können. Vor vier Jahren entstand dann der Wunsch, zusätzlich zu meiner täglichen Arbeit in der Praxis in Linz noch etwas anderes anzubieten. Ich merkte, dass das Wissen und die Erfahrungen, die ich in den letzten zwanzig Jahren gesammelt hatte, zu wenig Menschen erreichten. Mit der Online-Arbeit kann ich Menschen im gesamten deutschsprachigen Raum erreichen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass meine 30-jährige Fahrangstgeschichte einen Sinn hat, wenn ich anderen damit helfen kann.
Wie laufen diese Workshops ab?
Ich treffe mich mit den Teilnehmerinnen zu den wöchentlichen Workshop-Einheiten im Zoom-Raum. Zu Beginn gibt es einen Impulsvortrag aus meiner persönlichen Schatzkiste. Dann folgen Theorie über Körperfunktionen und praktisches Üben. Wir gehen Fragen nach, wie: Was passiert bei Angst im Körper? Wie kann ich im Hier und Jetzt bleiben? Und welche Körperübungen helfen mir vor, während und nach der Autofahrt? Denn sobald wir verstehen, wie sich Stress im Körper manifestiert – sei es durch Zittern, schnelles Atmen oder Anspannung –, können wir bewusst eingreifen, um diesen Kreislauf zu durchbrechen. Indem sie ihre Körperspannung abbauen und eine tiefere Verbindung zu sich selbst aufbauen, lernen die Teilnehmerinnen, wie sie ihre Ängste auflösen können.
In den vergangenen zwei Jahren haben Sie viele Frauen mit der Angst vor dem Autofahren kennengelernt. Was ist Ihnen dabei aufgefallen?
Dass jede Fahrangst-Geschichte einzigartig ist. Die Ursachen sind vielfältig. Nicht immer war es ein Unfall, auch die Angst, Fehler zu machen, und ein geringes Selbstbewusstsein werden oft genannt. Ich sehe mich als Teil eines Teams. Manchmal bin ich diejenige, die die nötige Motivation und Vorbereitung bietet, damit man sich traut, in der Fahrschule eine Auffrischungsstunde zu buchen. Ein anderes Mal ist der Workshop parallel zur Verhaltenstherapie hilfreich, weil er das Dranbleiben und die Körperebene unterstützt.
Ihr Workshop läuft über acht Wochen. Was ist das Besondere daran?
Wissen zu vermitteln ist das eine – aber das Umsetzen und aktiv zu werden, ist für die meisten das Schwierigste. Es gibt viele Anleitungen zu Entspannungstechniken im Internet, die im Alltagstrubel meist auf irgendwann verschoben werden. Aus diesem Grund sind die Workshops auf einen Zeitraum von acht Wochen festgelegt. Während dieser Zeit lenken die Teilnehmerinnen den Fokus mehr auf das Wunschziel Autofahren. Durch die persönliche Anleitung einmal pro Woche in der Gruppe ist es einfacher, aktiv zu werden und dran zu bleiben. Bis zum nächsten Treffen wird das Erlernte vertieft. Außerdem ist in der Gruppe die Motivation größer und das Gefühl „Ich bin allein mit meiner Angst“ wird reduziert.
Veränderung passiert also nicht über Nacht.
Ja, genau, wir leben in einer Zeit, in der Wünsche sofort erfüllt werden – wie bei Amazon: Lieferung in 24 Stunden. Veränderung ist aber ein Prozess. Es braucht Wiederholung, um die Stressreaktionen zu verändern und widerstandsfähiger zu werden. Ähnlich wie im Fitnessstudio kann es auch anstrengend sein.
Wie geht es Ihnen persönlich heute? Haben Sie die Fahrangst überwunden?
Ja, ein Alltag ohne Fahrangst bedeutet für mich Freiheit und Selbstbestimmung. Ich habe viel mehr gelernt als nur das Autofahren. Meine Haltung den Herausforderungen des Lebens gegenüber, hat sich komplett verändert. Mein größter Gewinn sind die Lebensfreude und der Lebensmut. Diese Herausforderung lehrte mich: Wenn ich diese Angst überwinden kann, kann ich auch mit allen anderen Ängsten umgehen.
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