Ernährung in der Schwangerschaft: Das sollte man beachten
„Du musst jetzt für zwei essen“ ist ein Mythos
© Unsplash/ Jonathan Borbay
Jede werdende Mutter will das Beste für ihr Kind. Dass man in dieser Phase doppelt so viel essen soll, ist längst überholt. Wichtig ist eine gesunde Ernährung mit ausgewogenen Vitaminen und Mikronährstoffen. Wir fragten nach bei Theresa Vierlinger, Diätologin aus dem ganzheitlichen Team von Dr. Micha Bitschnau, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Welche Gewichtsveränderung gilt in der Schwangerschaft als unbedenklich?
T. Vierlinger: Eine typische Gewichtszunahme liegt zwischen 10 und 16 kg, wobei diese vom Ausgangsgewicht abhängig ist. Bei Untergewicht vor der Schwangerschaft kann auch eine höhere Gewichtszunahme völlig normal sein. Wenn man während der Schwangerschaft zu viel zunimmt, braucht es einen genaueren Blick auf die möglichen Ursachen. Unter Umständen kann die Schilddrüse dafür verantwortlich sein.
Soll man allen Essensgelüsten nachgeben?
Ein besonderer Gusto auf bestimmte Lebensmittel ist oft mit einem vermehrten Bedarf an Nährstoffen verbunden. Es ist vollkommen in Ordnung, diesen Gelüsten nachzugeben, sofern es sich nicht um Risiko-Lebensmittel wie Beef Tatar etc. handelt. Wenn man während der Schwangerschaft große Lust auf Fleisch hat, kann dies z.B. mit dem vermehrten Eisenbedarf korrelieren, der in der Schwangerschaft auf das Doppelte ansteigt.
Ist vegane oder vegetarische Ernährung sinnvoll? Was ist bei Hafermilch zu beachten?
Vegetarische Ernährung ist kein Problem, wenn gleichzeitig ausreichend Milchprodukte und Eier gegessen werden, um den erhöhten Eiweißbedarf zu decken. Eine komplett vegane Ernährungsform sollte nur unter diätologischer Begleitung erfolgen, da ein gewisses Risiko für eine Unterversorgung mit verschiedenen Mikronährstoffen wie Jod, Selen, Vitamin B12 oder Eisen gegeben sein kann.
Eine chronische Unterversorgung kann Folgen für Kind und Mutter haben wie z.B. Entwicklungsverzögerungen Werden Hafermilch und Haferjoghurts gegessen, sollte die Zutatenliste der Produkte betrachtet werden, um sicherzustellen, dass Kalzium zugesetzt wurde, was besonders wichtig für die Knochengesundheit ist. Als Faustregel gilt: 120 mg Kalzium sollten pro 100 ml Haferdrink enthalten sein.
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Wie kann eine schwangere Frau verhindern, dass sie zu viel Wasser speichert?
Über die Ernährung können Wassereinlagerungen beeinflusst werden. Grundsätzlich lehne ich aber Maßnahmen wie Reistage ab, denn sie bergen das Risiko für eine Unterversorgung an Nährstoffen für das Ungeborene und die Mutter. Wichtig bei Wassereinlagerungen ist, ausreichend Wasser und Tees zu trinken, einen übermäßigen Salzkonsum zu reduzieren und ausreichend Mikronährstoffe in Form von Obst und Gemüse zu essen. Auch eine ausreichende Eiweißzufuhr hilft, Wassereinlagerungen zu vermeiden.
Welche Nahrungsmittel sind in der Schwangerschaft verboten?
Rohes Fleisch, roher Fisch, Rohmilch und Produkte, die aus Rohmilch hergestellt wurden. Darunter fallen z.B. geschmierte Käse, Weichkäse oder Schimmelkäse (Camembert, Saint Agur, Harzer Käse, Gorgonzola). Pasteurisierte Milchprodukte können bedenkenlos verzehrt werden.
Innereien sollten im 1. Trimester vermieden werden. Ebenso Fische, die hohe Schwermetallbelastung aufweisen, wie Thunfisch, Hecht und Butterfisch. Ansonsten rohe und unvollständig durchgegarte Eier (Tiramisu und selbst gemachte Mayonnaise) vermeiden!
Sprossen oder abgepackte Salate aus dem Supermarkt können oft mit Keimen kontaminiert sein, wodurch vom Konsum dieser abzuraten ist. Chininhaltige Getränke wie Tonic Water sollten ebenfalls vermieden werden, da dies negative Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf nehmen kann.
Ist ein Schluck Alkohol zum Anstoßen absolut tabu?
Ja, ich bin für eine Nulltoleranz während der gesamten Schwangerschaft. Bereits kleine Mengen an Alkohol können Folgen haben, insbesondere Verzögerung der geistigen Entwicklung beim Kind.
das sollte man in der Schwangerschaft essen
Haben Sie Tipps, welche Nahrungsmittel empfehlenswert sind? Z.B. Nüsse zur Förderung der Entwicklung des Gehirns?
Ja, auch fetter Seefisch ist beispielsweise reich an Omega-3-Fettsäuren. Das ist wichtig für die Entwicklung von Gehirn und Nervensystem und das Sehvermögen des Babys. Wenn weniger als zweimal pro Woche fetter Seefisch gegessen wird, sollte unbedingt ein Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren eingenommen werden.
Was viele nicht wissen: Viele Schwangere sind mit Cholin unterversorgt, eine Substanz, welche die Gehirnfunktion unterstützt. Besonders reich an Cholin ist z.B. das Hühnerei.