BookTok, Bookstagram & BookTube: Das steckt hinter dem Online-Trend
Social Media als Plattform zum Austausch über Bücher
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Lesen war nie out, erlebt jedoch durch Social Media noch einmal ein Revival. Ob Bookstagram, BookTok oder BookTube: Man kommt an Büchern nicht vorbei.
Obwohl der Trend, sich in den sozialen Medien über Bücher auszutauschen, kein neuer ist, sind die Begriffe Bookstagram, BookTok und BookTube nicht jedem/jeder bekannt. Dabei ist es ganz einfach: Book-Instagram, Book-TikTok und Book-YouTube würde das in der Langform heißen. Unsere Redakteurin Betina Petschauer ist auch in dieser spezialisierten Bubble unterwegs, sie hat nämlich ebenfalls einen kleinen privaten Bookstagram-Account (@schongehoert) und nimmt im folgenden Artikel die Leser:innen mit in die Welt der Leseratten. Und die ist groß: Unter dem Hashtag #booktok finden sich auf TikTok 31,1 Millionen Inhalte und auf Instagram 72.600 Beiträge unter #bookstagramaustria.
Eigene Sprache
In der Book-Bubble wird ein eigenes Vokabular verwendet, das für Außenstehende auf den ersten Blick unverständlich sein könnte. „Rezi“ ist kurz für Rezension, „CR“ steht für Current Read – also das Buch, das man gerade liest. „Bookies“ sind die User:innen, die sich auf Bookstagram, -Tok und -Tube herumtreiben, „WuLi“ steht für die Bücher-Wunschliste, beim „Unboxing“ werden Buchpakete ausgepackt, bei einem „Buddyread“ wird gemeinsam mit einem oder zwei Bookies dasselbe Buch gelesen und „TBR“ steht für to be read, einem Synonym für „SuB“, also den Stapel ungelesener Bücher. Dementsprechend gibt es einen SuB-Abbau, wenn man ein Buch vom Stapel weggelesen hat, und einen SuB-Aufbau, wenn ein neues Buch gekauft wurde.
Der SuB ist tatsächlich ein sehr großes Thema und bei den allermeisten Bookies ist es ein Running Gag, dass der Stapel immer nur größer und nicht kleiner wird, weil der letzte Besuch in der Buchhandlung wieder mal etwas eskaliert ist. Das führt auch zu übervollen Regalen, die man im Rahmen von „Shelfies“ (also Shelf-Selfies) ablichtet. Spoileralarm: Manche Regale sind wirklich seeehr Social-Media-tauglich, nach Farben geordnet und mit Pflanzen und Deko aufgehübscht.
Inhalt und Optik
Im Mittelpunkt ihrer Bemühungen stehen bei den meisten Buchblogger:innen Rezensionen, in denen sie ihren persönlichen Eindruck zu Büchern wiedergeben. Die meisten verwenden dazu ein Rankingsystem und vergeben maximal fünf oder zehn Punkte (bzw. Bücher-, Stern- oder Katzenemojis usw.) Auf Instagram dreht sich natürlich vieles um einen optisch ansprechenden Feed, der durch perfekt inszenierte Buchcover oder Regale besticht. Besonders weit verbreitet sind aktuell die Genres New Adult und Fantasy, da die Buchcover meist besonders Social-Media-freundlich sind (Pastellfarben, schöne Schrift, Buchschnitte).
Unter New Adult versteht man romantische Literatur für 18- bis 29-Jährige, bekannte Autorinnen sind etwa Colleen Hoover oder Rebecca Yarros mit ihrer Hype-Reihe „Fourth Wing“. Fun Fact: Manche Cover werden von den Verlagen schon mit dem Hintergedanken besonders schön gestaltet, damit sie umso öfter in den sozialen Medien anzutreffen sind. Auf BookTok und BookTube sind es naturgemäß weniger schöne Fotos, die die Follower:innen begeistern sollen, sondern die Inhalte der Videos, die aber dennoch optisch ansprechend gestaltet werden wollen. In der Community auf Instagram steht der Austausch im Vordergrund. Bei vielen bleibt es nicht bei einer Online-Bekanntschaft. Viele Bookies treffen sich bei großen Messen wie etwa der Buch Wien oder der Frankfurter oder Leipziger Buchmesse, um ihre Bookie-Freund:innen persönlich kennenzulernen.
Einfluss auf die Branche
Auch der Buchhandel hat die Bedeutung von Social Media erkannt. Buchhandlungen wie Thalia haben eigene Accounts und viele Verlage schicken Bookstagrammer:innen, -Toker:innen oder -Tuber:innen gratis Rezensionsexemplare zur Präsentation auf dem Kanal zu. Auch in den Buchhandlungen finden Online-Empfehlungen Einzug, nicht selten sieht man auf Büchern Buttons wie „Der TikTok-Trend aus den USA“ oder „Bekannt von Instagram“. Eigene BookTok-Tische oder -wände in Buchhandlungen sind keine Seltenheit mehr und es gibt sogar eigene BookTok-Bestsellerlisten für Bücher, die dort besonders beliebt sind.
Der Trend regt zum Lesen an
Dieser Einfluss hat jedoch auch Schattenseiten, denn besonders die reichweitenstarken Kanäle können so mitgestalten, welche Bücher populär werden und welche nicht viel Aufmerksamkeit bekommen. Immer wieder kommen einem in der Bubble so die gleichen Bücher unter, meist Neuerscheinungen, die dann gefühlt jede:r gleichzeitig (natürlich noch vor dem offiziellen Erscheinen) rezensiert. Auf Beiträge zu populären Büchern bekommt man auch mehr Reaktionen und Interaktionen, es ist also ein sich selbst bedingendes System. Allerdings fällt es durch einschlägige Hashtags auch leichter, Bücher aus der bevorzugten Bubble zu finden, ob beispielsweise Horror- oder queere Literatur. Und gerade bei jungen Leser:innen zeigt sich, dass sie durch den Lesetrend auf Social Media tatsächlich mehr lesen.
Es gibt übrigens bedeutend mehr weibliche Buchcreatorinnen als männliche – wahrscheinlich deswegen, weil Frauen statistisch nachweislich mehr lesen als Männer. Und obwohl der Trend, in den sozialen Medien über Bücher zu sprechen oder zu schreiben, aus der englischsprachigen Welt zu uns geschwappt ist, gibt es haufenweise heimische Creator:innen, die damit sehr erfolgreich sind.
Inspiration für BookTok & Bookstagram gesucht?
Instagram:
@acedimski aus Tirol
@beautybooks aus Salzburg
@booksbyjaenelle aus Wien
TikTok:
@onkristinasplanet
@alvina.ostara
@emeliechiara
#booktalk
Rezi: kurz für Rezension
CR: Current Read – das Buch, das man gerade liest
Bookies: User:innen von Bookstagram, -Tok und -Tube
WuLi: Bücher-Wunschliste
Unboxing: Auspacken eines Buchpakets
Buddyread: 2–3 Bookies lesen gleichzeitig dasselbe Buch
SuB: Stapel ungelesener Bücher
TBR: to be read – Bücher, die erst gelesen werden wollen (englisches Synonym für SuB)
Shelfie: Eine Wortkreation aus „shelf“ und „selfie“ – Fotos von Bücherregalen oder Büchern
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Mehr über die Autorin dieses Beitrags:
Betina Petschauer ist Redakteurin bei der STEIRERIN und hauptsächlich für die Ressorts Genuss, Leben, Freizeit, Menschen und Emotion zuständig. Als Foodie zieht sich die Leidenschaft für Essen und Trinken durch alle Bereiche ihres Lebens. Daneben schlägt ihr Herz für Serien, Filme und Bücher, die sie in der Rubrik „Alltagspause“ auch regelmäßig rezensiert.
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