Frau mit ganz geschmeidiger Haut

Vaseline: Nützlich oder schädlich?

Umstrittener Allrounder

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© Corelens/Andrean Lim

Slugging, ein Beauty-Trend auf TikTok, hat dem Allheilmittel Vaseline zuletzt einen neuen Hype verschafft: Dabei wird am Abend nach der Gesichtsreinigung und dem Auftragen der Gesichtscreme auch noch eine Schicht Vaseline auf das Gesicht gegeben. Dadurch soll die Hautcreme darunter versiegelt werden und besser wirken. (Ein ähnlicher Allrounder für daheim ist übrigens Teebaumöl.)

Warum Slugging kein Trend ist, den du mitmachen solltest und warum Vaseline dennoch besser ist als ihr Ruf:

Was ist Vaseline?

Plump gesagt ist sie ein Abfallprodukt, das aber vielfältig eingesetzt wird: für die Wundheilung, bei trockenen Hautstellen und spröden Lippen, aber auch in der Krankenpflege, bei der Käseherstellung und zum Schmieren von Maschinen. Und auch sprödes Leder wird dank des Universalmittels wieder schön.

Vaseline gewinnt man bei der Erdölförderung aus Paraffinen. Das hört sich grauslich an, aber keine Sorge: Vor der Verwendung als Salbengrundlage wird die Rohmasse gründlich gereinigt.

Die Fettcreme ist ein Oldie unter den Kosmetikprodukten, den schon unsere Omas verwendet haben. Seit 1872 hält sie sich wacker am Kosmetikmarkt, dabei wurde sie eher zufällig entdeckt: Vor über 150 Jahren beobachtete ein amerikanischer Chemiker Ölbohrarbeiter dabei, wie sie ihre Wunden mit einer Mischung aus Erdöl und Wachs behandelten. Der Chemiker war begeistert, verbesserte das mineralölhaltige Produkt und nannte es Vaseline.

Wie wirkt die Fettcreme auf der Haut?

Die fetthaltige Vaseline legt sich wie ein dicker Schutzmantel auf die Haut. Das hat Vor- und Nachteile. Die Haut fühlt sich weich an und Feuchtigkeit bleibt in der Haut. Besonders im Winter ist das Gold wert. Und auch bei der speziellen Wundbehandlung in der Krankenpflege wird das Paraffingemisch gezielt eingesetzt, allerdings nicht dauerhaft.

Denn: Wird zu viel Vaseline verwendet oder zu großflächig geschmiert, droht ein Wärmestau. Eingecremte Hautareale können nicht atmen, die Hitze aus dem Körper kann nicht entweichen. Durch angestaute Wärme und Feuchtigkeit können Pickel und Entzündungen entstehen. Deshalb braucht den TikTok-Trend Slugging am Ende: niemand.

MOSH und MOAH: Ist Vaseline gefährlich?

Vaseline steht seit einiger Zeit in Verdacht, krebserzeugende Stoffe zu enthalten. Genauer gesagt handelt es sich um verdächtige Kohlenwasserstoffe, genannt MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons) und MOAH (mineral oil aromatic hydrocarbons).

Eindeutige wissenschaftliche Nachweise für die Gefährlichkeit beider Stoffgruppen fehlen bislang, schreibt das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR): „Nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand sind gesundheitliche Risiken für Verbraucher unwahrscheinlich.“ Und: „Durch die Prozessierung des Rohöls werden die Anteile potentiell krebserregender Kohlenwasserstoffe reduziert bzw. eliminiert.“ Grund zur Besorgnis besteht aktuell also nicht.

Vaseline anwenden: 4 Tipps für Haut und Haare

Besonders im Winter ist die gelbe oder weiße Fettcreme manchmal der Retter in der Not:

Raue Hände und Füße

Rissige Hände und raue Füße sind in der kalten Jahreszeit keine Seltenheit. Eine Schicht Vaseline, abgedeckt mit Wollsocken oder Handschuhen kann helfen. Die Vaseline am besten über Nacht einwirken lassen, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.

Maniküre mit Vaseline

Bei Nagelpilz bitte nicht anwenden, aber beim Nägel lackieren: Vor der Maniküre die Haut um die Nägel dünn mit Vaseline einschmieren. Ein Wattestäbchen kann dabei nützlich sein, ist aber kein Muss. Durch diesen kleinen Kniff bleibt beim Lackieren der Lack auf den Nägeln und verwischt nicht auf die umliegende Haut.

Spliss und trockenes Haar

Auch trockene Kopfhaut, Spliss und fliegende Haare besiegt das Multitalent. Bei Spliss eine kleine Menge Vaseline in die Spitzen einarbeiten und über Nacht einwirken lassen.

Bei fliegenden Haaren oder trockener Kopfhaut das Fett stattdessen in die Kopfhaut einmassieren oder in die Haarlängen. Bitte auch hier nur eine kleine Menge verwenden, sonst sehen deine Haare danach superfettig aus.

Juckende Beine

Reibende Kleidung kann die Haut an den Schienbeinen aufrauen. Eine dünne Schicht Vaseline kann dann helfen. Zur Gewohnheit sollte es nicht werden, dass du deine Beine mit der Fettcreme einschmierst. Sonst droht ein Hitzestau. Für einen begrenzten Zeitraum kannst du sie aber verwenden.

Symbolbild Juckende Beine: Frau mit kurzer Kleidung sitzt auf einer Mauer
© Pexels/Karyme França

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