Einkaufszentrum Kastner & Öhler

150 Jahre Kastner & Öhler

Zum 150. Firmenjubiläum erklärt Vorstand Martin Wäg, was Kastner & Öhler ausmacht und welche Herausforderungen die Zukunft bringt.

6 Min.

© K&Ö

Der 24-jährige Buchhalter Carl Kastner und der 26-jährige Verkäufe Hermann Öhler gründen am 1. April 1873 die „Kurzwarenhandlung Kastner & Öhler“. Vor drei Jahren eröffnete der Standort in Innsbruck im Kaufhaus Tyrol – der Startschuss einer Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert. Martin Wäg, Vorstand von Kastner & Öhler, blickt im Interview mit der TIROLERIN auf die größten Meilensteine in der Geschichte des Familienunternehmens zurück und erklärt, warum „Hire the smile“ bei seiner Mitarbeiter:innensuche ganz oben steht. Ein Gespräch über Erfolgsfaktoren, Nachhaltigkeit und Martin Wägs schönsten „Kastner & Öhler“-Moment.

Zitat Martin Wäg
Zitat Martin Wäg

Im Interview mit Kastner & Öhler-Vorstand Martin Wäg

1873 wurde Kastner & Öhler gegründet. Was waren die wichtigsten Meilensteine in der inzwischen 150-jährigen Geschichte?
Martin Wäg: Allein die Unternehmensgründung im damaligen Troppau (Tschechien) und der Mut von Carl Kastner und Hermann Öhler, sich selbstständig zu machen, sind aus meiner Sicht ein Meilenstein. Das war der Anfang von allem. Der nächste Meilenstein war die Niederlassung in Graz 1883 – bis dahin bestand die Firma eher aus temporären Geschäften. Carl Kastner ist damals durch die Stadt spaziert und hat in der Sackstraße 7 ein Lokal entdeckt, das zur Vermietung angeboten wurde. In den darauffolgenden 140 Jahren ist das Unternehmen
gewachsen, hat zwei Weltkriege und zuletzt eine Pandemie überstanden.

Zeichnung Kastner & Öhler
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Wie war es für Sie, im Familienbetrieb aufzuwachsen?
Dadurch, dass mein Vater im Vorstand tätig war, hat das Unternehmen immer irgendwie dazugehört – beziehungsweise hat man es als Zaungast miterlebt. Dazu gehörten auch Besuche auf Baustellen oder als Kind die oftmals langen Wartezeiten bei meinem Vater im Büro. Es wurde mir von Anfang an klargemacht, dass man sich im Geschäft zu benehmen hat. Wenn ich als Jugendlicher mit Freund:innen im Haus unterwegs war und herumalbern wollte, musste ich mich schon zusammenreißen (lacht).

Gigasport ist als Marke aus Kastner & Öhler entstanden. Warum wurde die Expertise auf den Sportartikelmarkt erweitert?
Unsere Sportkompetenz bauen wir seit hundert Jahren auf. Die Sortimente haben sich über die 150 Jahre immer wieder verändert, erweitert oder verschmälert. Kurz vor 1900 gab es etwa die Diskussion, ob man die „neue Erfindung“ der Konfektion verkaufen könnte. Standardgrößen hat es bis dato nicht gegeben, man ist zum:r Schneider:in gegangen. Während des Krieges stand dann die Frage im Mittelpunkt: Welche Ware ist überhaupt noch zu bekommen? Ab den Achtzigern hat sich unser Mode- und Sportschwerpunkt herauskristallisiert. Sport war in unseren Katalogen immer schon vorhanden – egal ob Tennis, Jagd oder Skisport. Aber erst in den 70er/80er-Jahren wurde die Sparte mehr und mehr ausgebaut – wahrscheinlich, weil es zu dieser Zeit eine Hinwendung zu Bewegung und Sport in der Freizeit gab.

Carl Kastner und Hermann Öhler
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Vor drei Jahren haben Sie eine neue Filiale im Innsbrucker Kaufhaus Tyrol eröffnet. Welche Bedeutung hat der Standort für Sie?
Zwischen zwei Lockdowns zu eröffnen, war nicht einfach und hat uns sehr herausgefordert. Die Entwicklung von
Innsbruck, speziell in der Maria-Theresien-Straße als attraktive Einkaufsmeile, aber auch die Mischung zwischen Einheimischen und internationalen Gästen, macht die Landeshauptstadt zu einem sehr interessanten Standort. Wir waren ein paar Mal dort und haben gleich festgestellt: wenn Innsbruck, dann das Kaufhaus Tyrol. Als die Möglichkeit konkreter wurde, mussten wir zuschlagen. Heute sind wir froh über diese Entscheidung, weil wir uns sehr wohlfühlen. Wir sind schon ein bisschen stolz, weil es neben der Grazer Filiale ein wirklicher Fashion- und
Beauty-Department-Store ist.

Wie haben sich die Ansprüche und Bedürfnisse Ihrer Kund:innen in den letzten Jahren verändert – und wie gelingt es, diesen auch weiterhin gerecht zu werden?
Ab Juni kaufen wir für das Sortiment Frühjahr/Sommer 2024 ein. Wir müssen antizipieren, welche Farben und Formen im Trend sein werden – auch wenn das natürlich im Einklang mit den Lieferant:innen und Firmen geschieht. Generell orientiert sich Mode gerade eher an Bequemlichkeit und Casual Looks, zudem werden die Aufenthaltsqualität und das Erlebnis immer wichtiger. Wenn man zum Einkaufen in die Stadt geht, möchte
man flanieren, gustieren, eine Kleinigkeit essen gehen – das gehört heute einfach dazu. Deswegen sind uns neben der Auswahl auch die Beratung und das Ambiente so wichtig.

Zuletzt lag ein wichtiger Fokus auch auf dem Ausbau des Online-Markts. Wie gelingt es, inspirierende Einkaufserlebnisse vom analogen in den digitalen Raum zu übertragen – und wo liegen besondere
Herausforderungen?

Ich glaube, man muss als Unternehmen erlebbar bleiben. Ein Newsletter kann sehr inspirierend sein, andererseits muss ich auch schnell Socken in meiner Größe kaufen können, wenn ich feststelle, dass ich neue brauche. Ich muss als Kund:in spüren und sehen können, dass echte Menschen hinter dem Unternehmen
stehen und diese auch greifbar sind. Wir bekommen zum Beispiel viel Lob für unsere Pakete und die Tatsache, dass unsere Produkte ordentlich in Seidenpapier geliefert werden. Das trägt zum Erlebnisfaktor bei, auch wenn die Produkte online gekauft werden.

Löwe
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Ein starkes Team ist die Grundlage jedes Unternehmenserfolgs. Worauf legen Sie in der Auswahl der Mitarbeiter:innen Wert?
Ich sage immer: „Hire the smile“. Wichtig ist, dass die Einstellung passt, dass sich die Menschen gut ins Team einfügen und dass sie sich mit den Werten, die uns in der Unternehmenskultur wichtig sind, identifizieren können. Dazu gehört, dass wir für Kund:innen da sind, ein respektvolles Miteinander pflegen und die Bereitschaft haben, auch die Extra-Anstrengung zu nehmen. Ich glaube auch, dass in einem Team eine gesunde Mischung wichtig ist – aus Jung und Alt, Männern und Frauen, neuen und erfahrenen Mitarbeiter:innen. Der Umgang und eine Kommunikation auf Augenhöhe sind für uns als Familienunternehmen ebenfalls zentral. Denn die Erfolgsgeschichte von Kastner & Öhler wurde und wird von den Mitarbeiter:innen geschrieben. Wir versuchen täglich, für unsere Kund:innen da zu sein und zu schauen, dass sie begeistert sind.

Das Thema Nachhaltigkeit nimmt bei Kastner & Öhler eine wichtige Rolle ein. Welche Maßnahmen setzen Sie hier im täglichen Betrieb um?
Ich glaube, das Thema wird uns in den kommenden Jahren noch stark beschäftigen und fordern. In puncto Energie sind wir schon ziemlich gut aufgestellt und setzen überwiegend auf Wasserkraft und seit kurzem auch auf Fotovoltaik. Nur das Heizen ist noch eine Herausforderung, wobei ich beim Thema Fernwärme die öffentliche Hand in der Verantwortung sehe. Wir achten strikt darauf, unseren Müll zu trennen und richtig zu entsorgen. Ein Dreh- und Angelpunkt ist sicher die Ware – daher bemühen wir uns stetig, die Anteile an nachhaltiger Ware zu erhöhen unddas auch transparent zu kommunizieren. Natürlich hat Nachhaltigkeit auch für jede:n einen anderen Stellenwert. Manchen ist Biobaumwolle wichtig, anderen Regionalität, Transportwege und der Umgang mit Mitarbeiter:innen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, klar zu kommunizieren, wie ein Kleidungsstück produziert wird und die Kund:innen darauf aufmerksam zu machen.

Martin Wäg
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In der aktuellen Kampagne fragen Sie Kund:innen nach ihrem „schönsten Kastner & Öhler-Moment“. Was war der Ihre?
Das war für mich wohl der 20. Oktober 2010 – die Wiedereröffnung des frisch umgebauten Grazer Standorts. Im Jahr 2006 haben wir einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, in den darauffolgenden vier Jahren wurde das gesamte Haus erweitert, die Technik erneuert und alles umgestaltet. Dass dieses Projekt pünktlich fertig wurde und wir gemeinsam mit Kund:innen und Gästen feiern konnten, war einfach schön. Ich erinnere mich noch an die feierliche Enthüllung der Halle mit der Rolltreppe, dem Herzstück des Hauses – das war ein außergewöhnlicher Moment.


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