Mobiles Arbeiten: Aktuelle Trends und Freiheiten für die Zukunft

Neu gedacht: Die Freiheiten des mobilen Arbeitens

Coworking, Workation und Tiny Offices: die neue Freiheit des mobilen Arbeitens

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Workation auf einem umgebauten Boot, Coworking in einer alten Scheune oder das Tiny Office im eigenen Garten: Mobiles Arbeiten ermöglicht maximale Flexibilität, was den Standort des Schreibtischs betrifft. Welche Büromodelle denkbar sind und welche originellen Ideen manche Menschen bereits umgesetzt haben, zeigen die
beiden Autorinnen Verena Töpper und Maren Hoffmann in ihrem Buch „Arbeite doch, wo du willst!“. Gemeinsam sind sie auf die Suche gegangen, um das Konzept Büro von Grund auf neu zu denken.

Mobiles Arbeiten: Von überall aus arbeiten und das Leben genießen
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Wie sind Sie dazu gekommen, ein Buch über mobiles Arbeiten zu schreiben?

Maren Hoffmann: Wir beschäftigen uns tagtäglich damit, wie sich die Arbeitswelt entwickelt und verändert. Corona war ein Katalysator, der den ohnehin bestehenden Trend immens gepusht hat – und wir haben immer mehr Menschen kennengelernt, die für sich ungewöhnliche Antworten auf die Frage gefunden haben, wie sie arbeiten wollen. Wir fanden diese Beispiele inspirierend, für uns und für andere.

Welche wichtigen Trends haben Sie dabei beleuchtet?

Maren Hoffmann: Es lassen sich drei Haupttrends ausmachen: Zum einen Coworking-Konzepte, die Nährboden für eine lebendige Community sind, zum anderen sehr ausgefeilte individuelle Arbeitsplätze, vom Büro-Van bis zum Tiny Office im eigenen Garten. Und zum dritten die Workation, die immer mehr Firmen möglich machen – das unkomplizierte Arbeiten aus dem Ausland.

Mobiles Arbeiten: und Coworking: absoluter Trend
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Ist Ihnen dabei ein „mobiles Büro“ besonders in Erinnerung geblieben?

Verena Töpper: Ich habe im Frühjahr bei schönstem Wetter ein Strandkorbbüro in Eckernförde an der Ostsee getestet. Die Hütte steht auf Stelzen direkt neben der Strandbar, drei Stufen führen hinauf. Der Panoramablick aufs Wasser ist genial. Da werde ich wieder hinfahren.

Maren Hoffmann: Die besondere Atmosphäre im Büroboot „Lore“, das in Hamburg mitten in der Stadt vor Anker liegt – man blickt zugleich auf ein geschütztes Ufergebiet und auf eine urbane Skyline, aber auf dem Boot ist es ganz ruhig, und man sieht den Haubentauchern zu.

Inwiefern hat die COVID-19-Pandemie das mobile Arbeiten beeinflusst?

Verena Töpper: Corona hat dem neuen Arbeitsleben einen gewaltigen Schub verliehen. Seit der Pandemie ist es normal geworden, sich mit Kolleg:innenoder Kund:innen vor allem digital auszutauschen. Es hat sich etabliert, dass ganzeTeams entgrenzt arbeiten. Wir alle haben in den diversen Lockdowns bewiesen, dass wir genauso produktiv sind, wenn wir nicht im Büro sitzen.

Mobiles Arbeiten und absolute Freiheit
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Wie kann eine Unternehmenskultur geschaffen werden, die mobiles Arbeiten unterstützt?

Maren Hoffmann: Miteinander reden und auf die Bedürfnisse der anderen Rücksicht nehmen. Studien zeigen: Viele Führungskräfte glauben, dass sie selbst von überall aus gute Arbeit leisten, aber trauen das ihren Mitarbeitenden nicht zu. Aus Angst vor Kontrollverlust. Dabei ist das Quatsch: Man sollte ihnen dabei einfach keine Steine in den Weg legen. Und wenn es Bedenken gibt, hilft eine etablierte Fehlerkultur: einfach ausprobieren – und ändern, was nicht gepasst hat.

Kann mobiles Arbeiten dazu beitragen, eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privatleben zu erreichen?

Maren Hoffmann: Auf jeden Fall. Räumliche und zeitliche Flexibilität greifen gut ineinander; wer sinnlose Pendelzeit einsparen kann, ist entspannter und frischer bei der Arbeit und hat unterm Strich mehr Freizeit. Es ist erwiesen, dass ein hohes Maß an Selbstbestimmung mit einer höheren Identifikation mit dem Unternehmen einhergeht. Davon profitieren alle.

Verena Töpper: Ich sehe da sowohl Chancen als auch Risiken. Im Homeoffice ist es sicherlich verlockend, eben mal schnell die Spülmaschine auszuräumen, die Wäsche zu sortieren oder einen Fussel wegzusaugen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, solange man es schafft, fair zu sich und dem Arbeitgebenden zu sein. Ich denke, da ist jede:r selbst gefragt, eine gute Balance für sich zu finden.

Mobiles Arbeiten: Tiny Offices voll im Trend
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Welche zukünftigen Entwicklungen halten Sie für besonders bedeutsam?

Verena Töpper: Die mobile Arbeit ist jetzt schon dabei, das Leben auf dem Land zu verändern. Bislang war es so: Die Jungen wandern ab, die Alten bleiben. In den Innenstädten schließen die Läden, an den Ausfallstraßen entstehen riesige Industriegebiete. Nun kommen aber die Jungen zurück – und bringen ihre Arbeit einfach
mit. Leerstehende Herrenhäuser, ehemalige Fabriken, große Scheunen – das sind Orte, die sich oft hervorragend als Coworking-Spaces eignen.

Maren Hoffmann: Je mehr Arbeit sich auch dritte Orte jenseits von Bürotürmen und privaten Arbeitszimmern erobert, desto besser kann sie werden – im Sinne des New-Work-Credos des Philosophen Frithjof Bergmann: Sie wird Arbeit, die wir wirklich wollen. Und die Gesellschaft profitiert davon, dass diese Arbeit nicht in abgeschotteten Räumen stattfindet, sondern zu einem lebendigen gesellschaftlichen Leben beiträgt.

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